Blitzlicht aus der Kita
Genderneutrale Spielangebote

Im Rahmen meines Studiums zur Kleinkindpädagogin HF habe ich den Rollenspielbereich der Gruppe Grün umgestaltet. Dabei habe ich verschiedene pädagogische Aspekteberücksichtigt, um eine optimale Lernumgebung für die individuellen Bedürfnisse und Interessen der Kinder zu schaffen.
Durch die Bereitstellung von unterschiedlichen Rollenspielangeboten fördere ich das explorative Spiel. Laut der Theorie von Jean Piaget trägt dies zum konstruktivistischen Lernen der kognitiven Entwicklung bei. Andererseits regt das abwechslungsreiche Spielmaterial bei den Kindern die Fantasie und ihre Kreativität an. Ebenfalls werden das Gemeinschaftsgefühl und das Sozialverhalten gefördert, in dem verschiedene Rollen und Interaktionen spielerisch ausgeübt werden. Die unterschiedlichen Rollenspielangebote werden nun ca. alle 2 Monate gewechselt und unterliegen einem bestimmten Thema. Dabei ist der Mittelpunkt ein Miniaturhaus.
In dem ich genderneutrale und themenspezfische Spielangebote anbiete, ändert sich die Funktion des Miniaturhauses. Es wird von den Kindern selbständig umgestaltet, zum Beispiel als „Zu Hause, Polizeirevier, Kita oder Bauernhaus“. Bei dem Bauernhofprojekt haben die Kinder regelmässig und über einen längeren Zeitraum (mind. 30 min bis zu 1h) mit dem „Bauernhaus“ gespielt.
Auch konnte ich beobachten, dass das Miniaturhaus die Kinder dazu bewegt, gemeinsam zu spielen und sie sich ständig im verbalen Austausch befinden. Dies fördert, die Identitätsentwicklung und die Selbstwahrnehmung der Kinder. Es ist schön zu sehen, wie fantasiereich sie in andere Rollen schlüpfen, ohne bewertet zu werden. So hat bei dem Bauernhofprojekt ein Mädchen ganz selbstverständlich mit dem Traktor den Mais auf dem Feld geerntet und der Junge die frisch gemolkene Milch von der Kuh zu Hause auf den Tisch gestellt.Die Kinder können sich, in verschiedene Rollen / Genderrollen versetzen und sich frei und ohne gesellschaftliche Stereotypen ausdrücken. Im Entwicklungsprozess ihrer Identität und ihres Geschlechts orientieren sich Kinder an ihrer Umgebung und den Erwachsenen, die sie begleiten. Je vielfältiger die Erfahrungen in dieser Phase sind, desto mehr Möglichkeiten zur Entfaltung bieten sich für ihre Geschlechtsrollenidentität. Egal ob sich das Thema um die Baustelle, den Friseurladen oder den Fussballsport handelt. Es gibt spannende

Tätigkeiten, Techniken und Informationen für Jedermann zu entdecken.
Nicht nur die Raumgestaltung gehört zu einer genderneutralen Betreuung und Begleitung, sondern auch die bewusste Haltung des Fachpersonals spielt eine sehr große Rolle. Eine offene Grundhaltung ist Voraussetzung, um eine respektvolle und verständnisvolle Rolle einzunehmen. Deshalb habe ich eine Fachsitzung mit den Mitarbeitenden der Kita durchgeführt. Ich habe meine Inputs für die Umsetzung dieser Haltung mit Theorien aus der Schule und Alltagssituation aus der Kita untermauert. Schnell wurde klar, dass das gesamte Team hinter dieser Haltung steht. Es hört sich immer alles logisch an, aber die Umsetzung der Pädagogik spiegelt es nicht immer so eindeutig wider. Warum gibt es zum Beispiel in der Verkehrsecke kein Foto von einer Busfahrerin?...
Aber was sind überhaupt die Chancen einer genderneutralen Haltung & Pädagogik in der Kita?
Die genderbewusste Pädagogik hat das Ziel alle Kinder dabei zu unterstützen, die bereits bekannten stereotypischen Geschlechterbilder zu erweitern. Ebenso unterstützen wir die Kinder beim Erwerb neuer und vielfältiger Kompetenzen in Bezug auf ihre eigenen Interessen und ermutigen sie zu explorieren und Neues zu entdecken und zu akzeptieren.
Jessica Reichert, Studierende Höhere Fachschule Kindheitspädagogik